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meiner Webseite
Warum - um Himmels Willen - betreibt jemand gerade in Dormagen
ein Pressebüro? Und das seit mehr als 30 Jahren. Da ist doch nichts los! Da hängt
doch der berühmte „tote Hund“ über'm Zaun! Da transportiert man ein
Bügelbrett mit dem Kleinwagen bei geöffneter Heckklappe zur Tochter
(wirklich, gerade gesehen!). Behindert oder gefährdet wird dabei aber niemand.
Es ist nämlich sonst niemand auf den Straßen unterwegs! Und die Polizei hat
(bei rund 60.000 Einwohnern) auch nur zwei Streifenwagen (und vielleicht einen dritten
in der Garage) und zeigt wenig Präsenz - auch, weil es kaum nötig ist.
Die Presselandschaft in Dormagen ist recht dünn. Sie wird massiv dominiert
von der Neuß-Grevenbroicher Zeitung (NGZ), einer Lokalausgabe der Rheinischen
Post (RP). Die andern Blätter (Westdeutsche Zeitung und Kölner Stadtanzeiger)
spielen eine eher untergeordnete Rolle. Stark verwurzelt sind hier allerdings zwei
Anzeigenblätter (die beide nach dem Verkauf der NGZ an die RP zwangsweise zur
Westdeutschen Zeitung gehören) und erstaunlicherweise einen recht umfangreichen
redaktionellen, teils gut gemachten Anteil haben. Nicht vergessen darf man bei der
Auflistung den Kölner- und den Düsseldorfer Express. Beide Ausgaben der
Boulevardzeitung gibt es an vielen Stellen hier gleichzeitig zu kaufen - eigentlich
ein Unding, denn sie berichten höchst selten von hier.
Geteilt ist die Stadt auch in Sachen Bier. Eine ortsansässige Brauerei gibt es
nicht. In den Kneipen wird deshalb nebeneinander Kölsch und Alt ausgeschenkt.
Und niemand stört sich daran oder macht dumme Sprüche, wie anderswo hier
in der Gegend. Die alte „Feindschaft“ zwischen Köln und Düsseldorf existiert
hier offensichtlich nicht.
Die Stadt Dormagen kennt niemand, der hier oder in der nächsten Umgebung nicht
lebt. Wenn ich am Telefon sage, ich wohne in Dormagen, kommt oft die Rückfrage
„Dorm-Hagen? Wo bitte?“. Ob es an meiner vielleicht undeutlichen Aussprache liegt?
Einmal
allerdings erreichte Dormagen überregionale Berühmtheit. Der
Brillenkaiman „Sammy“ hatte es sich im Sommer 1994 in einem der
hiesigen Kies-Baggerseen gemütlich gemacht. Die Jagd auf das Raubtier
beschäftigte alle
(auch überregionale) Medien tagelang. Und ich war wo? - in Bayern und Tschechien
dienstlich unterwegs! So ein Mist.
Politische Geschichte hat Dormagen auch schon geschrieben.
Hier im Rathaus entstand die angeblich erste Jamaika-Koalition aus CDU, FDP und
Grünen.
Also, Dormagen hat nur eine wirkliche Qualität: Die Stadt
liegt ziemlich in der Mitte zwischen Düsseldorf und Köln am Rhein
(jeweils etwa eine halbe Autostunde entfernt), und zwar linksrheinisch. Mitten
im Nirgendwo, aber trotzdem von rund zwei Millionen Menschen umgeben. Das heißt
auch im fast direkten Umfeld von zwei (!) großen Flughäfen. Das Schönste
an Dormagen ist also der Autobahnanschluss (A57), um möglichst schnell woanders
hin zu kommen. Im Zweifel gibt es auch einen Bahnanschluss. Aber außer der S-Bahn
nach Köln oder Neuss / Düsseldorf und einem stündlichen Regionalexpress
(wenn er denn fährt) hält hier nix.
Und so erreicht man ziemlich unbeschwert genau diese zwei
Millionen Menschen mit mindestens zwei Millionen Geschichten. Und wenn das nicht
reicht: Das Ruhrgebiet mit mehr als fünf Millionen Einwohnern ist immerhin
der größte Ballungsraum Europas und auch nur rund eine Autostunde entfernt.
Die Dormagener wurden früher im Rheinischen Dialekt als
„Wenkbüggele“ bezeichnet, wörtlich zu übersetzen als „Windbeutel“
oder „viel Wind machen“. Dies bedeutet soviel wie Angeber und meint damit, dass die
Dormagener dazu neigten, aufschneiderisch zu sein. (Zitat: Wikipedia). Das hat sich
bis heute wenig geändert. Die Dormagener Bürgermeister pflegen die Stadt
wie ihr Eigentum absolutistisch zu regieren. Ihr Wort ist Gesetz. Falls sie sich mal
geirrt haben sollten, tritt automatisch der berühmte „Paragraf 1“ in Kraft.
Ins Rathaus oder zu offiziellen Anlässen werden auch nur die Medienvertreter
geladen, die genehm sind. Alle anderen werden einfach ignoriert. Landespressegesetz
und Pressefreiheit hin oder her. Das sieht man ganz pragmatisch!
Überhaupt, in Dormagen kann man nur etwas werden, wenn man
mit den Herrschenden in irgendeiner Weise verbandelt oder sonst wie „wichtig“
ist (oder werden könnte). Das kenne ich auch von anderen Orten, ist also nicht
Dormagen-spezifisch.
Aber ich bin kein gebürtiger Dormagener. Ich bin ja nur
ein Zugereister, der „zufällig“ gerne in Dormagen wohnt.
Zum Glück hat Dormagen ja einen Autobahnanschluss. Und
deshalb betreibe ich seit mehr als 30 Jahren in Dormagen
ein kleines, erfolgreiches Pressebüro ...
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